ESB-Alumnus Christoph Gukelberger (IB 2009) hat 2016 den besonderen Lieferdienst BringLiesel gegründet. Die BringLiesel ist eine virtuelle Einkaufsassistentin, mit der Senioren- und Pflegeeinrichtungen unkompliziert, individuell und digital den Bedarf ihrer Bewohner an Drogerieartikeln bestellen können, und diese nachhaltig verpackt geliefert bekommen.
+++ Best of Europolitan 2/2020 +++
Dies ist ein Auszug aus dem Artikel aus unserem Vereinsmagazin, den gesamten Artikel findest Du im Europolitan 2/2020 (Login nötig).
Europolitan: Christoph, es gibt euer Unternehmen seit 2016 und ihr versorgt Menschen in Senioreneinrichtungen mit Drogerieartikeln. Das hört sich nach einem speziellen Lieferdienst an.
Christoph: Ja, das ist korrekt. Wir haben uns mit unserem Service auf die Versorgung pflegebedürftiger Menschen mit Produkten des täglichen Bedarfs spezialisiert. Mit BringLiesel schaffen wir durch alltagsnahe Digitalisierung einen Service, der Pflegekräfte bei sämtlichen Besorgungen und Einkäufen unterstützt, die für Pflegebedürftige anfallen. Die nicht vorhandene Zeit für die eigentliche Pflege von Menschen ist mittlerweile fast in der gesamten westlichen Welt ein großes Problem. Mit unserer digitalen Einkaufs-Assistentin und der dahinter stehenden Feinkommissionierung im eigenen Logistikzentrum sorgen wir bei den Pflegeteams für eine große Zeitersparnis, und gleichzeitig ermöglichen wir den pflegebedürftigen Menschen ein Stück Selbstbestimmung und digitale Teilhabe.
Wie wirken sich die aufgrund der Pandemiewarnung verhängten Zugangsbeschränkungen in Alten- und Pflegeheimen auf euer Geschäft aus?
Die aktuelle Situation stellt die komplette Pflegebranche vor enorme Herausforderungen. Die meisten stationären Einrichtungen befanden sich lange Zeit im Lock-up. Bewohner*innen durften nicht raus, Angehörige nicht rein. Pflegekräfte sollten die Einrichtung nur in Ausnahmefällen während der Arbeitszeit verlassen. Trotz der Lockerungen in den letzten Tagen stellt sich neben der emotionalen Belastung aller Beteiligten dabei natürlich gleichzeitig die Frage: „Wie versorge ich nun die Pflegebedürftigen?“ Diese Versorgungslücke wird bereits seit Jahren immer größer, da immer weniger Angehörige in der Nähe der Pflegebedürftigen leben. Das Thema fällt immer mehr auf das meistens sowieso schon unterbesetzte Pflegepersonal zurück. Doch mit COVID-19 hat sich die Situation nun buchstäblich über Nacht extrem verschärft. Teilweise erhielten wir sehr emotionale Anfragen von Mitarbeitern aus der Pflege. Wir sind aktuell einfach froh, dass wir die Teams in dieser Situation zusätzlich unterstützen konnten und können.
Wir hatten mit mehreren bundesweit tätigen Trägern für 2020 jeweils die konkrete Einführung von BringLiesel in deren Einrichtungen geplant, daher hatten wir in den ersten beiden Monaten in sämtlichen Unternehmensbereichen bereits die Weichen auf ein deutliches Wachstum gestellt. Rückblickend war es gut, dass wir diese Entscheidungen konsequent getroffen hatten, ohne zu ahnen, was auf uns zukommen würde – und vor allen Dingen wie schnell. [...]
Im Augenblick sind wahrscheinlich die Lieferketten bei manchen Produkten ein Problem. Wie wirkt sich das auf eure Arbeit aus?
[...] Wir bei BringLiesel haben eine Art geschlossenen Markt. Bei uns kauft das Pflegeteam im Namen von Bewohner*innen Produkte ein, die benötigt werden. Zu unseren mittlerweile über 1.000 Kooperationspartnern, den Pflegeeinrichtungen, haben wir einen sehr persönlichen Draht. Das kam uns auch jetzt sehr zugute. Wir haben frühzeitig und vor allen Dingen pro-aktiv das Thema Hamsterkäufe bei unseren Partnern angesprochen und ihnen versichert, dass wir den monatlichen Bedarf uneingeschränkt liefern können und sie nichts an ihrem Bestellverhalten ändern müssen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen hatten wir keine Vorratskäufe und konnten damit die Warenverfügbarkeit komplett sicherstellen. Wir haben es geschafft, Sicherheit und Stabilität zu vermitteln und das hat in unserem geschlossenen Markt hervorragend funktioniert.
Bei unseren Lieferanten sind wir außerdem sehr gut aufgestellt. Wir pflegen eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren zwei Hauptlieferanten Rossmann und Handelshof, einem Tochterunternehmen der EDEKA Foodservice. Mit beiden stehen wir in konstantem Austausch – ganz besonders natürlich auch in diesen Zeiten. Das hat uns geholfen, als wir unseren Bedarf in den letzten Wochen so schnell hochfahren mussten. So konnten wir trotz der sehr stark gestiegenen Nachfrage die Verfügbarkeit in allen Produktgruppen sicherstellen.
Christoph, vielen Dank für das Gespräch!